Die Faszinierende Tierwelt von Neufundland und Labrador
Zerklüftet, atemberaubend und von der See geformt – so lässt sich die Provinz Neufundland und Labrador an der östlichsten Spitze Kanadas beschreiben.
Zerklüftet, atemberaubend und von der See geformt – so lässt sich die Provinz Neufundland und Labrador an der östlichsten Spitze Kanadas beschreiben.
Sie ist für ihre raue Schönheit und die in Nebel gehüllten Fischerorte berühmt, die aus der Zeit gefallen zu sein scheinen und ist zudem das perfekte Habitat für eine ebenso spektakuläre Tierwelt: springende Buckelwale, riesige Eisbären, possierliche, von Klippen springende Papageientaucher und Herden von Karibus.
Papageientaucher, Elliston
Auf den ersten Blick könnte man meinen, Papageientaucher seien einem Zeichentrickfilm entsprungen. Diese niedlichen kleinen Seevögel mit den orangefarbenen Füßen wuseln über die grünlich überzogenen Klippen, um dann kopfüber etwa 60 Meter tief ins Meer hinab zu tauchen. Näher als in Elliston können Besucher diese kleinen Clowns in Nordamerika nirgends beobachten. Der Papageientaucher ist das offizielle Symbol der Provinz und es wird schnell klar, warum.
Elliston, auch bekannt als Bird Island Cove, ist ein verschlafener Weiler auf der windgepeitschten Bonavista-Halbinsel mit Blick auf den Atlantik. Etwa 2.500 Papageientaucher-Paare nisten hier von Mai bis September in den grasbewachsenen Klippen, nur fünf Gehminuten von der Ortschaft entfernt, wo sich Besucher das berühmte Root Cellar Dinner schmecken lassen können, das nach den typischen Erdkellern der Region benannt ist. Eine andere Option für die Beobachtung von Vögeln (und auchvon Walen) ist eine Schiffstour mit Gatherall’s Puffin and Whale Watch zum Naturschutzgebiet Witless Bay Ecological Reserve, wo möglicherweise auch blaugrün schillernde Eisberge vorbeitreiben. Die Schiffe legen ganz in der Nähe von St. John’s ab.
Eisbären, Torngat Mountains
Um mit wilden Tieren in tiefer Einsamkeit zu kommunizieren und die Unermesslichkeit der Wildnis zu begreifen, gibt es keinen besseren Ort als den entlegenen Nationalpark Torngat Mountains in Labrador. Dieser Ort ist so abgelegen, dass schon die Reise dorthin Teil des Abenteuers ist. Von einem wissenschaftlichen Forschungscamp im Torngat Mountains Base Camp des Nationalparks aus geht es mit einem Inuit-Führer aus Labrador hinaus zum Angeln, um trophäenwürdige arktische Saiblinge an Deck zu holen oder durch tiefe, von Gletschern geformte Fjorde zu fahren, an denen knapp 1.000 Meter hohe Berge aufragen. Vom Boot aus können Zwergwalen im Wasser gesichtet werden – oder Schwarzbären, Elche, Karibus, Moschusochsen, Wölfe oder sogar Eisbären an Land.
Wale, Quirpon Island
Wale (und Eisberge) lassen sich in ganz Neufundland und Labrador vom Seekajak, Boot oder auch von Land aus sichten – sogar in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt St. John's. Ganze 22 Wal- und Delfinarten sind im Atlantik direkt vor der Küste beheimatet. Dazu zählt die weltweit größte Population von Buckelwalen, aber auch Zwergwale (der kleinste Bartenwal), Grindwale, Finnwale, Pottwale, Blauwale und Orcas sowie akrobatische Delfine und Tümmler. Die Walbeobachtung von Quirpon Island aus ist jedoch etwas Besonderes. Auf dieser entzückenden kleinen Insel gibt es einen historischen weiß-roten Leuchtturm aus dem Jahr 1922, der über der Iceberg Alley an der Nordspitze Neufundlands thront. Ein besonderes Erlebnis ist die Übernachtung im zugehörigen Quirpon Lighthouse Inn, wo die Giganten des Meeres, vor allem Buckel- und Zwergwale, buchstäblich nur einen Steinwurf vom Ufer entfernt auftauchen. Sie können von den Klippen aus oder auf einer Zodiac-Bootstour beobachtet werden.
Nordsafari, Labrador
Fernab der Besucherströme bekommt der Begriff Wildnis in Labrador ein ganz anderes Gewicht, denn hier sind Besucher Gäste in der Tierwelt. Die Nordsafari-Bootstour mit Abstechern in Zodiac-Schlauchbooten ermöglicht einen Blick auf unzählige Tiere: Eisbären, Wölfe und Karibus, aber auch Füchse, Schwarzbären, atlantische Lachse und Wale. Es wird klar, warum Agvituk, der Inuit-Name für Hopedale, „Ort der Wale“, bedeutet. Hundeschlittenfahrten sind im Winter eine weitere Möglichkeit, das Hinterland zu erkunden und Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Und mit etwas Glück können Besucher auch eine spektakuläre Polarlicht-Show erleben. Die Profis von Northern Lights Dogsledding in Happy Valley-Goose Bay nehmen ihre Gäste mit zu einem aufregenden Abenteuer.
Karibus und Elche: Nationalpark Gros Morne
Auf dem mächtigen Gros Morne Mountain bietet sich eine atemberaubende Aussicht auf den rauen und beeindruckenden Nationalpark Gros Morne, einem UNESCO-Weltkulturerbe an der Westküste der Provinz. Dabei unbedingt Ausschau halten nach Waldkaribus, die durch diesen nach Torngat Mountains zweitgrößten Park der atlantischen Provinzen Kanadas streifen. Die Pflanzenfresser mit dem großen Geweih, die hier in Herden von 20 bis 40 Tieren grasen, können sogar von Haltepunkten entlang des Viking Trail Highway aus beobachtet werden. Ein weiterer guter Ort für Sichtungen befindet sich in den kargen und geologisch bedeutsamen Tablelands des Parks. Auf der vier Kilometer langen Tablelands-Wanderung können Karibus und riesige Elche gesichtet werden, die in Gros Morne in großer Zahl anzutreffen sind. Western Brook Pond, ein malerischer Fjord mit beeindruckenden Wasserfällen und einem einladenden Sandstrand, ist ein perfekter Ort für die Elchbeobachtung und ideal für Bootstouren. Auch das Discovery Centre in der Nähe von Woody Point ist einen Besuch wert.
Seevögel-Schwärme, Cape St. Mary’s
Mit seinen smaragdgrünen Klippen, die aus dem saphirblauen Meer aufragen, bietet das Naturschutzgebiet Cape St. Mary's Ecological Reserve einen spektakulären Anblick. Den Seevögeln scheint es ebenfalls zu gefallen. Tausende von ihnen versammeln sich auf den Klippen, erzeugen eine Kakophonie aus Kreischen und verwandeln die grauen Felsen in ein Meer aus weißen Möwen und Trottellummen, die hier hocken, landen und tauchen. Es ist das südlichste Brutgebiet von Dickschnabellummen weltweit. Es gibt auch Tordalken, Dreizehenmöwen, Basstölpel und verschiedene Kormoranarten sowie Adler und Fischadler – ein beeindruckender Anblick. Cape St. Mary's ist so beliebt, weil es die am leichtesten zugängliche Brutstätte zur Vogelbeobachtung ist. Sage und schreibe 35 Millionen Seevögel sind in Neufundland und Labrador beheimatet, was der Region den Spitznamen „Hauptstadt der Seevögel Nordamerikas“ eingebracht hat. Es ist der perfekte Ort, um sie zu beobachten.